Geschichte des Siedlungslebens

Das Zusammenleben in der BGS hat sich seit der Gründerzeit stark verändert. Doch auch heute suchen die Bewohnenden die Gemeinschaft und schätzen lebendige Nachbarschaften.

Die Sonnengärtler

In der Gründerzeit der BGS, also Mitte der 50er-Jahre, war Freizeit gleichbedeutend mit Genossenschaft. Viele ältere Genossenschafter:innen erinnern sich gern an die guten alten Zeiten. Man hatte weder Auto noch Fernsehen und blieb in den Sommerferien zu Hause, auch weil oft das Geld für grosse Sprünge fehlte. Fast das ganze Leben spielte sich in der Genossenschaft ab. Die Siedlung glich einem kleinen Dorf. Man war ein Sonnengärtler bzw. eine Sonnengärtlerin. Man kannte sich, teilte dieselben Werte, unterstützte sich gegenseitig − und kontrollierte sich wohl auch bis zu einem gewissen Grad. Die Genossenschafter:innen der Gründerjahre sorgten selbst für Freizeitangebote, Kurzweil und Unterhaltung. So unterhielten Freiwillige Anfang der 50er-Jahre gemeinsam mit dem Hauswart ein Eisfeld, auf dem die Kinder den ganzen Winter über Schlittschuh fahren konnten.

Genossenschaftstag und Eierlaufen

Die Generalversammlung hatte einen gemütlichen Teil, der seinen Namen verdiente. Dem regulären Teil folgte ein Unterhaltungsprogramm mit namhaften Conferenciers wie Schaggi Streuli und Tanzorchestern. So wurde es oft etwas später, bis die letzten Genossenschafter:innen den Heimweg fanden. Am Genossenschaftsfest im Sommer gab es Spiel und Spass: Eierläufe, Sackgumpen oder Hindernisläufe auf dem Dreiradvelo – einfache, vergnügliche Wettspiele, die man heutzutage nur noch vom Hörensagen her kennt. Man unternahm gemeinsame Ausflüge auf den Uetliberg oder zur Ufenau, die von fleissigen Helfer:innen organisiert waren. Auch der 1. August wurde patriotisch und gemeinsam begangen. Weitere Fixpunkte im Jahr waren der Räbeliechtliumzug, an dem der Sonnengärtler-Nachwuchs einen eigenen Wagen durchs Quartier zog, und der Samichlausabend, an dem es nur so von Kindern wimmelte.

Fronarbeit und Freizeitvereine

In der jungen, übersichtlichen Gründergemeinschaft war die unentgeltliche Mitarbeit für viele eine Selbstverständlichkeit. So erstellten Freiwillige 1951 den Spielplatz in der Bergwiesen und hoben 1966 die Gräben für die Kabel der Rediffusion aus. Beachtliche 105 Mann arbeiteten an 184 halben Arbeitstagen mit, um die 560 Meter langen Gräben zu schaufeln, die Kabelschutzrohre zu verlegen und die Gräben nach getaner Arbeit wieder einzudecken. Die Genossenschafter:innen gründeten zahlreiche Freizeitvereine, die jahrzehntelang Bestand hatten: etwa einen Fotoclub oder eine Weberinnengruppe. Das gemeinsame Handwerken genoss eine lange Tradition. Nachdem bereits 1971 eine grosse Hobby-Ausstellung stattgefunden hatte, stellte ein Genossenschafter 1989 eine mehrtägige Werkschau auf die Beine, die 1300 Eintritte verbuchte.

Auto und Fernseher

Das Fernsehen, das Auto und die gesellschaftlichen Entwicklungen nach 1968 veränderten das genossenschaftliche Miteinander unwiederbringlich. Selbstverwirklichung wurde auch in der BGS zur Lebensmaxime, das Interesse an genossenschaftlichen Angeboten schwand. Trotzdem ist das gemeinsame handwerkliche Gestalten bis heute ein Thema in der Genossenschaft, wenn auch in kleinerem Rahmen. So unterstützt die BGS eine Töpferwerkstatt für kleine und grosse Hobbytöpfer:innen im Rütihof und das Nähatelier Albisrieden, wo eine Schneiderin Unterstützung bei Näh- und Flickarbeiten bietet.

Schneetage und Urban Gardening

Die gemeinschaftlichen Unternehmungen in der BGS werden im Verlauf der Jahre etwas weniger. Gleichzeitig erfreuen sich traditionelle Gefässe wie die alljährliche Carfahrt der Senior:innen der ehemaligen Kulturgruppe Triemli oder Schneetage weiterhin grosser Beliebtheit. Die Seniorengruppe hat seit Jahren guten Zulauf. Heute ist auch das Urban Gardening im Trend. In mehreren Siedlungen haben sich Gruppen gebildet, die gemeinsam gärtnern.

Neubauten und neue Gruppen

Besonders in Neubauten haben die Bewohner:innen den Wunsch, ihre Nachbar:innen kennenzulernen, sich zu vernetzen und sich im Siedlungsleben zu verwirklichen. In den neu erstellten Siedlungen im Rütihof gründeten die Neubezüger:innen 1995 eine gleichnamige Kulturgruppe. Dasselbe passierte im Neubau Triemli, als 2012 auf einen Schlag fast 200 Mietparteien einzogen. Es entstanden gleich mehrere Gruppen. 2015 gründeten Bewohnende, die sich bei partizipativen Workshops zur Gestaltung des Innenhofes kennengelernt hatten, eine gleichnamige Siedlungskommission. Diese fördert und koordiniert seither das Zusammenleben in der Siedlung und ist im Austausch mit der Geschäftsstelle. Die BGS arbeitet darauf hin, in jeder Siedlung ein Bindeglied zwischen der Bewohnerschaft und der Geschäftsstelle zu etablieren. Unterstützt von der BGS bildete sich 2018 in Dietikon die Gruppe Aktive Dietiker. 2023 entstand im Rütihof eine Siedlungskommission.

Atelier 514 und Räume frei bespielen

An Mitwirkungsverfahren äussern Genossenschafter:innen regelmässig den Wunsch, Räume frei zu bespielen. In der Siedlung Triemli ist ein erster solcher Raum auf eine Initiative der Bewohnenden entstanden: das Atelier 514. Das Atelier 514 ist als Verein organisiert und sieht sich als ein «Ort für Austausch, Kultur und Spass». Es bietet ein Veranstaltungsprogramm für das ganze Quartier an. Die BGS will die Erfahrungen aus dem Pilotprojekt für ihre Zukunftsprojekte Villy und Towny nutzen. Dort werden die Bewohnenden die Nutzung von gemeinschaftlichen Räumen mitbestimmen können.

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